{"id":15,"date":"2023-03-16T08:11:04","date_gmt":"2023-03-16T08:11:04","guid":{"rendered":"https:\/\/www.alles-beginnt-mit-einer-frage.de\/?p=15"},"modified":"2023-03-16T08:11:06","modified_gmt":"2023-03-16T08:11:06","slug":"sind-emotionale-bindungen-zu-robotern-gefahrlich","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.alles-beginnt-mit-einer-frage.de\/de\/fragen\/sind-emotionale-bindungen-zu-robotern-gefaehrlich\/","title":{"rendered":"Sind emotionale Bindungen zu Robotern gef\u00e4hrlich?"},"content":{"rendered":"\n<p><strong>HU-Professorin Linda Onnasch&nbsp;ist Spezialistin im Bereich Automationspsychologie. Seit ihrer Promotion besch\u00e4ftigt sie sich mit dem Verh\u00e4ltnis zwischen Mensch und Maschine, forscht dazu, wie Menschen mit Robotern interagieren. F\u00fcr die menschliche Neigung, zum technischen Gegen\u00fcber soziale Beziehungen aufzubauen, hat die Wissenschaftlerin viele Beispiele gefunden.<\/strong><\/p>\n\n\n\n<p>Nicht selten hat die soziale Ader des Menschen gef\u00e4hrliche Konsequenzen, etwa beim Einsatz von technischen Assistenzsystemen in Krisengebieten: \u201eSoldaten geben Robotern Namen, die in Kriegsgebieten Bomben entsch\u00e4rfen. Auch verleihen sie ihnen milit\u00e4rische W\u00fcrden, wenn sie im Kampf zerst\u00f6rt wurden und gef\u00e4hrden teilweise sogar ihr eigenes Leben, um die Roboter aus einer brenzligen Situation zu retten,\u201c berichtet die Forscherin.<\/p>\n\n\n\n<h2 class=\"wp-block-heading\" id=\"8o3hi\">Roboter Nao \u2013 Mensch oder Maschine?<\/h2>\n\n\n\n<p>Gemeinsam mit dem Philosophen Peter Remmers von der TU Berlin fand Linda Onnasch in einer theoretischen Forschungsarbeit heraus, dass unter anderem vermenschlichende Beschreibungen von Robotern zu unangemessenen Bindungen f\u00fchren k\u00f6nnen. F\u00fcr die empirische Pr\u00fcfung ihrer Thesen nutzten die Forscherin und ihr Team unter anderem den sehr menschlich aussehenden Roboter Nao: Versuchspersonen mussten mit seiner Hilfe eine komplizierte Aufgabe l\u00f6sen.<\/p>\n\n\n\n<p>W\u00e4hrend 50 Prozent der Probanden vorab eine rein funktionale Beschreibung des Roboters erhielt, wurde der anderen H\u00e4lfte ein sehr emotionales und vermenschlichtes Bild vermittelt. Nach der gemeinsamen Aufgabenbearbeitung wurden die Versuchspersonen gefragt, ob sie bereit w\u00e4ren, f\u00fcr eine anfallende Reparatur des Roboters Geld zu spenden. Die These der Forscher war, dass die vermenschlichende Herangehensweise das Entstehen sozialer Bindung beg\u00fcnstigt und die Spendenbereitschaft erh\u00f6ht. Doch anders als erwartet, war die Spendenbereitschaft unter den Probanden, die auf einer sehr sachlichen, technischen Ebene an das Experiment herangef\u00fchrt worden waren, deutlich h\u00f6her als in der Vergleichsgruppe.<\/p>\n\n\n\n<h2 class=\"wp-block-heading\" id=\"1o06v\">Vermenschlichung von Robotern nicht immer angemessen<\/h2>\n\n\n\n<p>\u201eEine erste These hierzu ist, dass die sehr vermenschlichende Beschreibung des Roboters dazu f\u00fchrt, dass er weniger als Werkzeug und mehr als eigenst\u00e4ndiges Subjekt wahrgenommen wird. Dadurch geht der Zweckbezug des Roboters verloren: Menschen sind weniger bereit zu spenden, da die technischen Fertigkeiten, mit deren Hilfe der Roboter die Aufgabe erf\u00fcllt, nicht mehr im Vordergrund stehen\u201c, so die Erl\u00e4uterung der HU-Wissenschaftlerin.<\/p>\n\n\n\n<p>Zur \u00dcberpr\u00fcfung dieser Hypothese wiederholte Linda Onnasch das Experiment, betonte diesmal allerdings gegen\u00fcber den Probanden, dass die technische Funktionsf\u00e4higkeit des Roboters zur Erf\u00fcllung der Aufgabe von gro\u00dfer Bedeutung sei. \u201eZusammenfassend weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Vermenschlichung von Robotern nicht immer angemessen ist,\u201c so die Forscherin. Wenn beim Umgang mit Robotern deren technische Beschaffenheit aus dem Blick gerate, k\u00f6nne das durchaus negative Auswirkungen haben.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"<p>HU-Professorin Linda Onnasch&nbsp;ist Spezialistin im Bereich Automationspsychologie. 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